Für mich besteht jedenfalls kein zweifel: dieses Buch ist sicherlich Josef Oberhollenzers Lebensleistung der letzten eineinhalb Jahre. Die Höhenmeter, die Unbilden der Meteorologie, die damit verbundenen jeweils physischen und psychischen Leiden.
Genau das tut Josef. Er bricht Anfang April vorigen Jahres von Bruneck aus auf, um vom Fuß der Pyrenäen auf Schusters Rappen die Wahlfahrt nach Santiago de Compostela anzutreten. Er beendet sein Unterfangen einen Monat später – am Ziel – in der Kathedrale zu Compostela. Gut werden Sie sagen: Diesen Weg gehen Wahlfahrer schon seit einem halben Jahrtausend.
Er beschließt bald danach diesen Weg erinnernd aufzuschreiben, bedenken sie gleich mit: einer der mit literarischem Tun – soviel ich weiß – bis dahin nichts am Hut hatte. Möglicherweise las er Bücher, aber Schreiben –Bücher schreiben – war für ihn, den Wirtschaftstreibenden weder Freizeit- und schon gar nicht Alltagsgewerbe. Josef geht nun zum zweiten Mal den Weg, diesmal den 160 Seiten langen, harten Pilgerweg der Schriftstellerei –. Schriftstellerei ist mir als große Plackerei bekannt: der Autor sitzt vor einem leere Blatt, oft Stunden und Tage lang, um Bilder und Lebenssituationen, Menschengestalten zu benennen und zwar so, dass er damit Welt leben kann. Josef Oberhollenzer hat sich zugetraut, den relativ kurzen aber folgenschweren Abschnitt seines Lebens, den des Pilgers, schreibend darzustellen.
Josef beschließt sein Buch im Eigenverlag zu veröffentlichen und es just – was gar nicht so selbstverständlich ist – in seiner engsten Umgebung, hier in Sand, seinen eigenen Leuten vorzustellen. Unter dem Künstlernamen: Josef von Sand. Wobei er sicherlich – mit Verlaub Josef- mit seiner Herkunft kokettiert.
Eine beschwerliche Reise also würde man meinen, die da im Buch erzählt wird. Nein: Das Buch liest sich meiner Meinung nach geradezu in der Umkehrung der Beschwerlichkeit des Wallfahrens.
Erlauben Sie mir noch einen abschließenden Gedanken: Gehen Sie mit dem Erzähler Josef Oberhollenzer die Million Schritte auf der Wallfahrt nach Compostela. Ich möchte mir vorstellen, dass das Werklein so manchen Leser / Leserin nicht mehr loslässt. Das Buch kann das Faszinosum des Wallfahrens schmackhaft machen.